Psalm 78
Lutherbibel 1912
1Eine Unterweisung Asaphs. Höre, mein Volk, mein Gesetz; neigt eure Ohren zu der Rede meines Mundes!

2Ich will meinen Mund auftun zu Sprüchen und alte Geschichten aussprechen,

3die wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben,

4daß wir's nicht verhalten sollten ihren Kindern, die hernach kommen, und verkündigten den Ruhm des HERRN und seine Macht und seine Wunder, die er getan hat.

5Er richtete ein Zeugnis auf in Jakob und gab ein Gesetz in Israel, das er unsern Vätern gebot zu lehren ihre Kinder,

6auf daß es die Nachkommen lernten und die Kinder, die noch sollten geboren werden; wenn sie aufkämen, daß sie es auch ihren Kinder verkündigten,

7daß sie setzten auf Gott ihre Hoffnung und nicht vergäßen der Taten Gottes und seine Gebote hielten

8und nicht würden wie ihre Väter, eine abtrünnige und ungehorsame Art, welchen ihr Herz nicht fest war und ihr Geist nicht treulich hielt an Gott,

9wie die Kinder Ephraim, die geharnischt den Bogen führten, abfielen zur Zeit des Streits.

10Sie hielten den Bund Gottes nicht und wollten nicht in seinem Gesetz wandeln

11und vergaßen seiner Taten und seiner Wunder, die er ihnen erzeigt hatte.

12Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägyptenland, im Felde Zoan.

13Er zerteilte das Meer und ließ sie hindurchgehen und stellte das Wasser wie eine Mauer.

14Er leitete sie des Tages mit einer Wolke und des Nachts mit einem hellen Feuer.

15Er riß die Felsen in der Wüste und tränkte sie mit Wasser die Fülle

16und ließ Bäche aus den Felsen fließen, daß sie hinabflossen wie Wasserströme.

17Dennoch sündigten sie weiter gegen ihn und erzürnten den Höchsten in der Wüste

18und versuchten Gott in ihrem Herzen, daß sie Speise forderten für ihre Seelen,

19und redeten gegen Gott und sprachen: "Ja, Gott sollte wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste?

20Siehe, er hat wohl den Felsen geschlagen, daß Wasser flossen und Bäche sich ergossen; aber wie kann er Brot geben und seinem Volke Fleisch verschaffen?"

21Da nun das der HERR hörte, entbrannte er, und Feuer ging an in Jakob, und Zorn kam über Israel,

22daß sie nicht glaubten an Gott und hofften nicht auf seine Hilfe.

23Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türen des Himmels

24und ließ das Man auf sie regnen, zu essen, und gab ihnen Himmelsbrot.

25Sie aßen Engelbrot; er sandte ihnen Speise die Fülle.

26Er ließ wehen den Ostwind unter dem Himmel und erregte durch seine Stärke den Südwind

27und ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub und Vögel wie Sand am Meer

28und ließ sie fallen unter ihr Lager allenthalben, da sie wohnten.

29Da aßen sie und wurden allzu satt; er ließ sie ihre Lust büßen.

30Da sie nun ihre Lust gebüßt hatten und noch davon aßen,

31da kam der Zorn Gottes über sie und erwürgte die Vornehmsten unter ihnen und schlug darnieder die Besten in Israel.

32Aber über das alles sündigten sie noch mehr und glaubten nicht an seine Wunder.

33Darum ließ er sie dahinsterben, daß sie nichts erlangten und mußten ihr Leben lang geplagt sein.

34Wenn er sie erwürgte, suchten sie ihn und kehrten sich zu Gott

35und gedachten, daß Gott ihr Hort ist und Gott der Höchste ihr Erlöser ist,

36und heuchelten mit ihrem Munde und logen ihm mit ihrer Zunge;

37aber ihr Herz war nicht fest an ihm, und hielten nicht treulich an seinem Bund.

38Er aber war barmherzig und vergab die Missetat und vertilgte sie nicht und wandte oft seinen Zorn ab und ließ nicht seinen ganzen Zorn gehen.

39Denn er gedachte, daß sie Fleisch sind, ein Wind, der dahinfährt und nicht wiederkommt.

40Wie oft erzürnten sie ihn in der Wüste und entrüsteten ihn in der Einöde!

41Sie versuchten Gott immer wieder und meisterten den Heiligen in Israel.

42Sie gedachten nicht an seine Hand des Tages, da er sie erlöste von den Feinden;

43wie er denn seine Zeichen in Ägypten getan hatte und seine Wunder im Lande Zoan;

44da er ihr Wasser in Blut wandelte, daß sie ihre Bäche nicht trinken konnten;

45da er Ungeziefer unter sie schickte, daß sie fraß, und Frösche, die sie verderbten,

46und gab ihre Gewächse den Raupen und ihre Saat den Heuschrecken;

47da er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen;

48da er ihr Vieh schlug mit Hagel und ihre Herden mit Wetterstrahlen;

49da er böse Engel unter sie sandte in seinem grimmigen Zorn und ließ sie toben und wüten und Leid tun;

50da er seinen Zorn ließ fortgehen und ihre Seele vor dem Tode nicht verschonte und übergab ihr Leben der Pestilenz;

51da er alle Erstgeburt in Ägypten schlug, die Erstlinge ihrer Kraft in den Hütten Hams,

52und ließ sein Volk ausziehen wie die Schafe und führte sie wie eine Herde in der Wüste.

53Und leitete sie sicher, daß sie sich nicht fürchteten; aber ihre Feinde bedeckte das Meer.

54Und er brachte sie zu seiner heiligen Grenze, zu diesem Berge, den seine Rechte erworben hat,

55und vertrieb vor ihnen her die Völker und ließ ihnen das Erbe austeilen und ließ in jener Hütten die Stämme Israels wohnen.

56Aber sie versuchten und erzürnten Gott den Höchsten und hielten ihre Zeugnisse nicht

57und fielen zurück und verachteten alles wie ihre Väter und hielten nicht, gleichwie ein loser Bogen,

58und erzürnten ihn mit ihren Höhen und reizten ihn mit ihren Götzen.

59Und da das Gott hörte, entbrannte er und verwarf Israel ganz,

60daß er seine Wohnung zu Silo ließ fahren, die Hütte, da er unter Menschen wohnte,

61und gab seine Macht ins Gefängnis und seine Herrlichkeit in die Hand des Feindes

62und übergab sein Volk ins Schwert und entbrannte über sein Erbe.

63Ihre junge Mannschaft fraß das Feuer, und ihre Jungfrauen mußten ungefreit bleiben.

64Ihre Priester fielen durchs Schwert, und waren keine Witwen, die da weinen sollten.

65Und der HERR erwachte wie ein Schlafender, wie ein Starker jauchzt, der vom Wein kommt,

66und schlug seine Feinde zurück und hängte ihnen ewige Schande an.

67Und er verwarf die Hütte Josephs und erwählte nicht den Stamm Ephraim,

68sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, welchen er liebte.

69Und baute sein Heiligtum hoch, wie die Erde, die ewiglich fest stehen soll.

70Und erwählte seinen Knecht David und nahm ihn von den Schafställen;

71von den säugenden Schafen holte er ihn, daß er sein Volk Jakob weiden sollte und sein Erbe Israel.

72Und er weidete sie auch mit aller Treue und regierte mit allem Fleiß.

Lutherbibel 1912

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